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Beschäftigen wir uns zunächst im Detail mit Deiner näheren persönlichen Zukunft:
Der Titel dieser Seite heißt “Bedingungen”, und genau damit werden wir uns
jetzt beschäftigen.
1.) Zugangsvorraussetzungen: Um Medizin studieren zu können, mußt Du gewisse “amtliche” und “behördliche” Vorraussetzungen erfüllen: Dazu zählt vor allen Dingen die sog. “Hochschulreife” - also das
Abitur. Weiterhin brauchst Du ein Kittel-reines Führungszeugnis: schwebende Verfahren sind schlecht, und Vorstrafen ganz schlecht.
Anschließend kümmerst Du Dich um einen Studienplatz, indem Du Dich bei der ZVS bewirbst.
Zu diesem Thema hast Du Dich bestimmt schon ausreichend informiert, und es gibt dazu recht gute Seiten im Netz, so daß ich darauf nicht weiter eingehen möchte.
2.) Materielle Vorraussetzungen:
von irgendwas mußt Du ja schließlich leben. (Ja, ja - ich weiß Dein reicher Daddy - lies doch erst mal weiter: Geduld ist eine sehr wichtige Eigenschaft die Du im Studium und im späteren Berufsleben unbedingt haben mußt). Von offizieller Seite, heißt es das ein Studium nicht an materiellen Bedingungen (des Elternhauses) scheitern darf. Das ist zwar richtig und es gibt immer Möglichkeiten, aber auch alle staatliche Unterstützung wird nicht reichen, Deinen gehobenen Ansprüchen zu genügen (“man wird ja schließlich wer”)
Unabhängig von Deinem monatlichen Finanzbedarf gibt es verschiedene Möglichkeiten wie Du Dein Studentenleben fristen wirst:
a) Du hast einen reichen Daddy: ...und deswegen keine finanziellen Sorgen:
Toll - herzlichen Glückwunsch - schön für Dich. Damit bist Du schonmal eine Sorge los, hast aber dafür andere Probleme: Vielleicht wirst Du Dich Deinem Elternhaus gegenüber rechtfertigen müssen, wenn Du einen Schein, ein Semester
oder (O Schreck) ein Examen nicht bestanden hast. (Dazu mehr unten). Was man so hört kann es ganz schön nervig, um nicht zu sagen psychisch belastend sein, wenn man als werdender Arzt die Erwartungen seiner Eltern nicht erfüllt.
Das hat Gott sei Dank nie für mich zugetroffen.
Das zweite Problem für diesen Fall a) ist, daß Du Dich “sorgenfrei” auf Dein Studium konzentrierst und nebenher nicht arbeiten wirst. “Problem ? Was für ein Problem ?”
wirst Du Dich jetzt fragen - ganz einfach: Es besteht die Gefahr, daß Du durch Dein nicht-arbeiten Dir keine Sozialkompetenz aneignest (s. unten)
b) kein reicher Daddy - Du wirst regelmäßig arbeiten müssen: Wie in
allen Fällen gibt auch es hier Vor- und Nachteile: Fangen wir mit den Vorteilen an: Wenn Du in einem medizinischem Bereich arbeitest, wirst Du einen mehr oder weniger guten Einblick in Dein späteres Berufsleben bekommen. Gute
Vorbereitung bieten zum Beispiel: Rettungsdienst, Krankenhaus, Arztpraxis.
Eine halbe Stelle (also ca. 20 Stunden pro Woche) lassen sich mit dem Studium einigermaßen vereinbaren, sind aber auch die Obergrenze (auch
gesetzlich).
Die Nachteile: Bedingt durch Deine Arbeitszeiten, wirst Du weniger Zeit für Dich haben. Das heißt wenig bis kaum Freizeit, also auch wenig Zeit für Deine Freunde (auch Deine Freundin / Freund wird leiden - nicht
wenige Beziehungen sind durch das Studium zerbrochen).
Außerdem wirst Du für Dein Studium länger als manche andere brauchen. Rechne ca. 3 Semester zusätzlich ein (wenn es denn reicht)
c) Du hast einen reichen
Daddy, aber möchtest finanziell einigermaßen auf eigenen Beinen stehen: Das ist gut, um nicht zu sagen: das Optimum. Du wirst wahrscheinlich in den Semesterferien arbeiten (Oh, sorry: Bei Medizinern heißt das
“vorlesungsfreie Zeit”, denn in der vorlesungsfreien Zeit mußt Du diverse Praktika machen - also nix mit Ferien. Dazu später mehr, aber keine Angst, es bleibt auch Zeit zum arbeiten, dadurch aber weniger Freizeit).
Du
erkennst schon ganz richtig: Zeitmanagement ist das zentrale Problem im Medizinstudium.
d) Du bist ein Hype: hast ein 1,0 Abi mit Auszeichnungen, Aussicht auf ein Stipendium in der Schweiz und Geld genug zum leben:
Sorry, aber ich kann Dir keine brauchbaren Informationen liefern. Du wirst aller Wahrscheinlichkeit jemand werden, der die Medizin global vorran bringt, und wirst an der Spitze stehen. Allein. Ganz allein. Denn von Deinem
Komilitonen werden ganz wenige Verständnis für Deine Sorgen haben, wenn Du gerade überlegst, ob es für Deine Karriere besser ist einen Auslandsaufenthalt in der Schweiz, Amerika, England oder Ungarn zu machen.
3. Persönliche Vorraussetzungen: Jetzt komme ich zu einem wichtigen Punkt, über den kaum einer spricht: Deine Persönlichkeit. Klartext:Was ist ein guter Arzt ? Hast Du schon mal darüber nachgedacht ?
Ist es
einer der fachlich ein Hype ist (so wünschen ihn sich die Professoren), oder einer der gut Kosten kalkulieren kann und im Nebenstudium BWL belegt hat (so wünschen ihn sich die Kassen). Oder ist es einer der verständisvoll und
warmherzig mit Patienten umgehen kann ? So ein Dr.Stephan Frank-Typ: Hansdampf in allen Gassen, und dabei außerdem noch gut aussehend und sympathisch. Jederzeit die privaten Sorgen und Nöte zum Wohle des Patienten vergessend.
Klar denkst Du jetzt: Der dritte Typ - der isses. So muss ein Arzt sein. Wenn er noch fachlich einigermaßen gut ist und seine Praxiskosten kalkulieren kann: Super. Das will ich !
Willst Du das wirklich ? Und: Kannst Du das leisten ? Wirklich ?
Wie ist es mit Deiner Sozialkompetenz - Deiner Fähigkeit mit Menschen umzugehen ?
Klar, Du hast viele Freunde, mit denen Du Dich auch super toll
verstehst, aber wirst Du auch mit schwierigen Persönlichkeiten zurechtkommen, wenn Du um 4 Uhr morgens schon 8 Stunden Dienst hinter Dir hast ? Was ist mit alten Menschen, die nicht begreifen, oder vielmehr nicht so schnell
begreifen, was Du ihnen über ihre Medikamente predigst. Und einen Tag später vielleicht alles vergessen haben.
Vorsicht: Ich möchte niemandem das Studium madig machen, aber das wird Dein Klientel sein.
Und so ist es!
Wenn Du wirklich, wirklich, wirklich (!) davon überzeugt bist, daß Dir der Umgang mit Menschen Spaß macht, und Du Dir auch zutraust mit schwierigen Persönlichkeiten umzugehen, dann wird Dir vielleicht Medizin Spaß machen. Und nur
dann. Und nur vielleicht !
Der fachliche Kram ist Beiwerk - (verstanden ? - Beiwerk !) denn Du behandelst später nicht Äpfel und Birnen sondern Menschen mit Sorgen und Nöten. Menschen deren persönliches Leiden Dir
vielleicht überzogen vorkommt, und Menschen die aus ganz anderen sozialen Schichten kommen als Du und auch (vielleicht gerade deshalb) ernst genommen werden möchten.
Dem Patienten der nachts um 4 in Deiner Notaufnahme
liegt, ist es egal ob Du Stress mit Deiner Freundin hast und “gerade nicht gut drauf” bist, oder ob Du schon 20 Stunden Dienst machst. Er erwartet von Dir vollen Einsatz, und Deine vollen Fähigkeiten. Und er hat ein Recht darauf,
so wie Du selbst dieses Recht beanspruchen würdest, wenn Du mit Deinem frischen Beinbruch da liegen würdest. Ach ? Du möchtest gar nicht in der Klinik arbeiten, sondern Dich niederlassen ? Und wo möchtest Du Dein PJ (1 Jahr),
Dein AIP (1,5 Jahre), Deine Facharztweiterbildung (ca. 4 Jahre) machen ? Wir reden also über ca. 6 bis 7 Jahre die Du zwangsläufig in der Klink verbringen musst.
Wenn Du all das mitbringst, (und das kann man ja
eigentlich von keinem Menschen allen Ernstes erwarten) werden Dir jahrelang (vielleicht lebenslang) noch Steine in den Weg gelegt: Von Professoren, von Deinem Arbeitgeber (Fall b.- oben), von der Politik, und vielleicht auch von
Dir selbst.
Vielleicht weißt Du auch gar nicht, ob Du all das leisten kannst, das mit den Menschen und dem “guten Arzt” und so weiter. Das dachte ich mir. Das weiß nämlich keiner vorher. Der Mensch wächst ja schließlich auch
mit seinen Aufgaben. Das Drama besteht aber darin, wenn manche den langen, langen, dornigen Weg zum Dr. med. gegangen sind, und dann feststellen, daß sie mit Menschen gar nicht gut können. Naja - selbst dann gibt es noch
Alternativen.
Aber Du kannst Dich vorbereiten, Deine “Sozialkompetenz” austesten und ausbauen: Die beste Vorbereitung ist nicht der Job auf der Intensivstation und nicht bei Mom oder Dad in der Praxis. Hier wird immer
jemand hinter Dir stehen und Dir “Händchen” halten, lies: Die Verantwortung für Dein Tun und Lassen übernehmen.
Wenn Du Dich ideal vorbereiten willst, fahre nachts (!) Taxi oder arbeite nachts (!) in der Gastronomie. Ich
rede nicht von einer Dorfschenke und auch nicht von der Bewirtung einer Kegelbahn - ich rede von Scene-Kneipen und Diskotheken. Versuche dort nachts zu bedienen: Je trendiger, spaciger und sceniger der Laden ist, um so mehr
wirst Du mit vollkommen unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun bekommen, desto mehr Ausgeflippte, Psychos und Normalos wirst Du in einer Nacht sehen. Du wirst lernen, Dich in kürzester Zeit auf vollkommen unterschiedliche
Charaktere einzulassen, sie zufrieden zu stellen (oder auch nicht) und mit ihnen umzugehen. Ich habe lange Jahre als Discjockey gearbeitet, und die menschlichen Erfahrungen die ich hier gesammelt habe sind unbezahlbar. Ich
profitiere heute noch jeden Tag davon !
Immer noch Interesse ? - sehr schön: Hier geht’s es weiter
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